×
Enigmacoustics Dharma D1000 Test Kopfhörer

Anzeige

Enigmacoustics Dharma D1000 Test

Vom Elektrostaten-Lautsprecher zum Kopfhörer: Enigmacoustics nutzt seine Erfahrungen mit der elektrostatischen Anziehungskraft und stellt mit dem Enigmacoustics Dharma D1000 einen 2-Wege-Hybriden vor. Wie der klingt, erzählt der Test.

Anzeige

Enigmacoustics Dharma D1000 Test

Ist es tatsächlich so einfach, mal eben einen „High-End“-Kopfhörer zu bauen? Diese Frage darf man sich nach dem vergangenen Jahr ruhig einmal stellen. Erst brachte ein Kabelhersteller den Audioquest Nighthawk heraus, später im Jahr folgte mit dem Enigmacoustics Dharma D1000 das Kopfhörer-Erstlingswerk eines gebürtigen Elektrostaten-Produzenten.

Bereits nach dem ersten Test auf dem CanJam 2015 war für mich klar, das ich den Dharma D1000 etwas genauer inspizieren wollte. 2-Wege-Kopfhörer hatten es in der Vergangenheit nicht immer leicht, einen sauberen Übergang im Frequenzgang hinzubekommen. Der Dharma packt sogar noch einen elektrostatischen Hochtöner mit rein.

Wer jetzt befürchtet, beim Dharma D1000 immer ein zusätzliches Netzteil mit sich führen zu müssen, darf beruhigt weiter lesen: Der Enigmacoustics-Kopfhörer feuert sich dank SBESL-Technologie (Self-Biased Electrostatic) selber an und läuft auch am Computer oder Smartphone ohne zusätzliche Spannungsversorgung. Das funktioniert sogar ausgesprochen gut: Einer Impedanz von 26 Ohm Widerstand und dem Schalldruckpegel von 95 Dezibel sei dank.

Bekannte Formen

Während Audioquest mit dem Nighthawk versucht, das bekannte Kopfhörerdesign zu modernisieren hält sich der Enigmacoustics Dharma D1000 eher an bekannte Formen. Dass der Hersteller zuvor noch nie einen Kopfhörer gebaut hat, mag man bei diesem Anblick kaum glauben.

In der Hand und auf dem Kopf fühlt sich der Dharma-Hörer sehr wertig an. Metallgehäuse, Alubügel und Lederkopfband: Der Hersteller ordnet sein Erstlingswerk gleich in die obere Klasse ein. Das beweist nicht nur die Wahl des Materials, sondern auch der Preis: 1600 Euro will Enigmacoustics für den Dharma D1000 in Deutschland haben. Solche Zahlen sind in der Welt der High-End-Kopfhörer längst Realität (Ultrasone Edition 8 Carbon).

Umso höher die Preise umso größer fallen mittlerweile auch die Umkartons für die Kopfhörer aus. Der Enigmacoustics Dharma D1000 kommt in einer großen schwarzen Box mit passgenauer Stoffeinlage für den Kopfhörer, die nach dem Auspacken sogleich im Regal verschwindet.

Blick ins Innere

Die Ohrmuscheln bestehen aus dem derzeit sehr beliebten Protein-Leder-Material. Der Kopfhörer umschließt meine Ohren komplett und sitzt wie angegossen.

Der Anpressdruck bietet die richtige Mischung aus Straffheit und angenehmen Tragekomfort. Sein Gewicht von 450 Gramm fällt aufgesetzt nur noch mäßig auf. Leichter darf es natürlich immer sein, besonders wenn man in Erwägung zieht, den Kopfhörer auch mal mit nach draußen zu nehmen. Die Idee kann man sich jedoch schnell wieder aus dem Kopf schlagen, denn offene Kopfhörer werden in der Bahn nicht gerne gesehen.

Bei genauerem Testen dringt allerdings gar nicht so viel Klang nach außen. Weitere Recherchen ergeben, dass der dynamische Treiber halboffen ist und der elektrostatische Hochtöner geschlossen.

Steckkontakt

Das Kopfhörerkabel wird an beiden Hörerseiten angebracht und führt nach 3 Meter Länge in einen 6,3-Millimeter-Klinkenstecker. Die Stoffummantelung gibt dem Kabel eine gute Steifheit, sodass ein versehentliches Verknoten fast ausgeschlossen ist. Nebenbei verhindert das Kabel Mikrofonieeffekte, wirkt aber etwas wuchtig im Adapter-Betrieb am iPhone.

Rein technisch betrachtet handelt es sich beim Enigmacoustics Dharma D1000 um einen 2-Wege-Kopfhörer mit je einem dynamischen und einem elektrostatischen Treiber pro Hörerseite. Die Hauptarbeit wird von einer 52-mm-Membran aus japanischem Washi-Papier übernommen, die mit ihrer Arbeit bei einer unteren Grenzfrequenz von 5 Hertz beginnt. Bei 10 Kilohertz setzt der elektrostatische Hochtöner ein und spielt bis zu 40 kHz. Zur Erinnerung: ohne externe Verstärkung.

Lebendiger Klang

Meine ersten Testeindrücke mit dem Enigma Dharma D1000 konnte ich auf dem CanJam sammeln, auf dem er zusammen mit dem Kopfhörerverstärker Enigmacoustics Athena A1 spielte. Der erste Klangeindruck war vielversprechend: Der Dharma klang sehr direkt, luftig in den Höhen mit einer ordentlichen Portion Bass.

Im Office musste sich der Kopfhörer am D/A-Wandler Manunta Young DSD und dem Kopfhörerverstärker Manunta Marley mit einem MacBook und dem Roon-Player als Zuspieler beweisen. Auch hier stellte sich ein ähnliches Ergebnis ein: Der Dharma D1000 klingt ausgesprochen neutral, weitläufig und fein auflösend.

Der Bass drängt sich nicht in den Vordergrund und hat seine Stärken im oberen Bereich. Das sorgt für kräftige Gitarrenbretter, die durch die extra Power noch mehr Schub bekommen und für dynamische Kick Drums. Generell zählt der Enigmacoustics-Kopfhörer zu den kräftigeren Vertretern seiner Klasse – ganz anders als ein Sennheiser HD800. Der Tieftonbereich ist vollmundig abgestimmt, wirkt aber zu keiner Zeit übertrieben oder künstlich aufgeblasen.

Diese Eigenheit gilt es, bei der Wahl des Kopfhörerverstärkers zu beachten. Ich empfehle dafür einen neutral abgestimmten Verstärker anstelle eines stark färbenden. Die Kombination mit dem Manunta Marley erwies sich als ausgezeichnete Wahl.

Dharma, Marley und Roon

Im Hochtonbereich klingt der Enigmacoustics Dharma D1000 klar, aber nicht so hell wie ein Sennheiser HD800. S-Laute werden von ihm sauber reproduziert, ohne ins Zischelnde umzuschlagen. Der elektrostatische Treiber setzt im Frequenzbild leicht darüber ein und sorgt so für ein luftiges Klangbild.

Auch in der Bühnenabbildung weiß der Dharma D1000 mit seiner Weitläufigkeit zu gefallen, obwohl seine Stärken mehr in der musikalischen Wiedergabe angeordnet sind. Soll heißen: der Kopfhörer liefert einen tiefen Blick in das Klanggeschehen hinein, hält die Instrumente in großen Orchesterwerken jedoch mehr zusammen.

Die Feinauflösung kommt besonders mit hochauflösenden Audioaufnahmen zur Geltung. Ich habe mir den Kopfhörer u.a. mit Rachmaninoffs symphonischen Tänzen von Eiji Oue in der 24 Bit / 176,4 kHz-Version angehört und war erstaunt, wie viele kleine Details der Kopfhörer zum Vorschein bringt – nichts was ich nicht vorher schon mit anderen gehört hätte, dafür selten in dieser Intensität. Damit zählt der Dharma vor allem im Hochtonbereich zu den ehrlicheren Vertretern seiner Zunft – für manchen vielleicht sogar zu ehrlich, schließlich deckt er damit auch Ungereimtheiten von Audioproduktionen auf.

Neben seiner Studiotauglichkeit liefert der Kopfhörer eine ebenso gute Performance an einem einfachen iPod Nano mit Musik in CD-Qualität ab. Mit seinem 26-Ohm-Widerstand kommt der Enigmacoustics Dharma D1000 auch mit einfachen Digital Audio Playern zurecht. Seine Detailfreudigkeit bleibt ihm dabei erhalten, auch wenn er am iPod etwas eingeengter klingt.

Zusammengefasst

1600 Euro für einen Kopfhörer sind kein Pappenstiel: Bei dem Preis darf man einiges erwarten und wird hier auch nicht enttäuscht. Statt langweiliger Zurückhaltung gibt’s beim Enigmacoustics Dharma D1000 kräftige Bässe und brillante Höhen ohne den Sinn für Neutralität außer Augen zu verlieren. Hut ab vor Enigmacoustics, die sich mit ihrem Erstlingswerk gleich an einen 2-Wege-Aufbau trauen und sich direkt auf die oberen Plätze absetzen.

Enigmacoustics Dharma D1000 Preis: 1600 Euro
Weitere Informationen: AudioNext

Anzeige

Enigmacoustics Dharma D1000

9.5 Punkte
Design / Verarbeitung10
Aufbau / Einrichtung10
Funktion / Zubehör9.5
Klang / Preis9.5
Preis / Leistung8.5

Anzeige