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Bricasti-M1-USB-Test Digital-Analog-Wandler der High-End-Klasse

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Bricasti M1 USB Test: der beste D/A-Wandler?

Vor einigen Wochen erreichte uns mit dem Bricasti M1 USB ein D/A-Wandler für rund 10.000,- Euro. Bei dem Preis konnten wir es uns nicht verkneifen, den DAC auseinander zu nehmen, um seinen Signalverlauf zu beurteilen. Wie der Digital-Analog-Konverter aufgebaut ist, was seine Klangfilter leisten und ob der Preis gerechtfertigt ist, erfährst Du in unserem Bricasti M1 Test.

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Verarbeitung

Die Firma Bricasti setzt sich aus ehemaligen Entwicklern der Marken Lexicon und Mark Levinson zusammen. Ebenfalls High-End-Firmen, die im gehobenen HiFi-Bereich und in der Studio-Szene ihr Unwesen treiben. Gerade einmal fünf Produkte hat die Marke heute im Programm: zwei Effekt-Prozessoren, eine Monoblock-Endstufe, eine Fernbedienung und eben den Bricasti M1 USB.

Das Gehäuse aus Vollaluminium scheint aus einem kompletten Block gefräst zu sein. Der DAC schmeichelt der Hand und besticht das Auge durch seine Rundungen. Kanten, die nur beim Öffnen sichtbar werden, sind auf einen Bruchteil von einem Millimeter exakt gefertigt. Die Bricasti-eigenen CNC-Fräsemaschinen sorgen für die perfekte Passgenauigkeit.

Das Punktmatrix-Display liefert nützliche Zusatzinformationen wie die gewählte Filterart, die anliegende Samplerate, einen Error-Counter oder die interne Temperatur-Darstellung.

Das weitere Design setzt vor allem auf Funktionalität. Die Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt und der Lautstärkeregler läuft sehr präzise. An dieser Stelle müssen wir allerdings unseren ersten Kritikpunkt äußern: Die Bedienung des Bricasti M1 USB geschieht standardmäßig am Gerät.

Zwar hat Bricasti für 589,- Euro noch eine passende Fernbedienung im Programm. Bei knapp 10.000,- Euro für den D/A-Wandler hätten wir uns diese allerdings mit dazu gewünscht.

Funktion

Auf der Ausstattungsliste des Bricasti M1 USB können wir alles Abhacken, was ein moderner D/A-Wandler haben sollte. Er unterstützt Signalzuspielungen via AES/EBU, Koax und TOSLINK sowie die USB-Verbindung zum nächstgelegenen Computer. Alle Eingänge verarbeiten Signale bis zu 24 Bit und 192 kHz – über USB sogar bis 384 kHz. Ebenfalls konform sind die SACD-Formate DSD64 und DSD128.

An Signalausgängen stehen symmetrische XLR-Steckplätze sowie klassische Cinch-Buchsen bereit. Die Anschlüsse sind nach dem Prinzip des „Variabel Outputs“ aufgebaut. Das heißt, dass sich der Bricasti M1 USB direkt mit einer Endstufe oder Aktivlautsprechern betreiben lässt. Praktisch: Auch eine Mute-Funktion hält er bereit.

Technik

Bricasti-M1-USB-Innenenansicht des D-A-Wandlers

Ein Blick in das Innere des Bricasti M1 USB verstärkt den Eindruck, dass die Entwickler die Schaltkreiskataloge von Analog Devices (AD) und Texas Instruments (TI) auswendig kennen. Das Konzept ist nahezu bis ins letzte Detail durchdacht.

Wie es sich für ein Gerät, mit einem so hohen Klanganspruch gebührt, beginnt der Schaltungsaufwand bei der Netzteiltechnologie. Da wir es hier mit einer dualen Monobauweise zu tun haben, ist natürlich klar, dass jeder Kanalzug sein eigenes hochgradig stabilisiertes und auf Rauscharmut bedachtes Linearnetzteil hat. In diesen werden die drei Betriebsspannungsniveaus für alle analogen Schaltungsabschnitte aufbereitet.

Als Umformer der Netzspannung dient jeweils ein streufeldarmer Ringkerntransformator, der seinerseits die Elektronik durch weniger induktive Einstreuungen belastet. Zwischen den beiden Netzteilen sitzt noch ein Drittes, das allein für die digitalen Schaltungsabschnitte zuständig ist. Damit das Konzept auch völlig aufgeht, sind nach bester Manier der Schaltungstechnik die elektrischen Masseführungen unabhängig voneinander ausgeführt.

Hochfrequente Signalanteile aus den digitalen Abschnitten können somit nicht „durch die Hintertür“ in die analogen Verstärkerkreise eindringen. Dynamik-begrenzende Effekte wie Verzerrungen bleiben dem Bricasti M1 USB außen vor.

An den Signalanschlüssen fällt auf, dass neben dem Eingangsübertrager für den AES/EBU-Eingang auch der SPDiF-Eingang mit einem Übertrager in das System mit eingekoppelt wird. Was für den einen Eingang zum notwendigen Standard gehört, deutet beim koaxialen Format auf eine Unterdrückung von Störkomponenten hin.

Die Computerschnittstelle wird elektrisch isoliert angekoppelt und vermeidet auf diese Art eine direkte Verbindung mit einem angeschlossen Rechner. Störkomponenten, die sich auf den Leitungen befinden können, werden dadurch nicht in den D/A-Wandler eingeschleust.

In unmittelbarer Nähe zum USB-Eingang befindet sich ein Optokoppler (H11L1). Dieser bedient einen Trigger-Eingang zum Fernschalten des Bricasti M1 USB. Das eigentliche USB-Signal nimmt ein Empfängerbaustein von Microchip (USB 3310) entgegen. Von hier aus geht es weiter zum XMOS US1118L2 (XS-1-L2).

Analog Devices Chip im Bricasti M1 USB

In der Nähe des XMOS sitzt das „Gehirn“ des Bricasti M1 USB – ein dicker digitaler Signalprozessor (DSP) von Analog Devices. Dieser bekommt auch gleich noch einen RAM-Speicher zur Seite gestellt sowie einen komplexen programmierbaren Logikschaltkreis (CPLD) von Xilinx. Das reicht bereits aus, um Tonbearbeitungseffekte in manchen Studiogeräten zu erzeugen.

Von hier aus bekommen die beiden Platinen ihren digitalen Datenstrom für den linken bzw. rechten Stereokanal geliefert. Gleichzeitig werden an dieser Stelle die Kontrolle der umschaltbaren digitalen Filter und die Synchronisierung der nachfolgenden D/A-Wandlungsschaltungsabschnitte organisiert. Dagegen wird die eigentliche D/A-Wandler-Taktung auf den beiden Wandlerboards erzeugt.

Mit Quarzgenauigkeit wird der Takt generiert und von einem digitalen Synthesizer-Chip (AD9951) jitterarm aufbereitet. Die Verteilung des Taktes an weitere Bauteile übernimmt ein spezialisierter Schaltkreis (AD9513). Ebenfalls daran angeschlossen ist ein weiterer CPLD der Xilinx-CoolRunner-II-Serie.

Fakt ist, dass dem D/A-Wandler (AD1955A) auf sehr kurzem Wege Takt und Audiodatenstrom zugeleitet werden. An diesem Punkt kommen sich die getrennten analogen und digitalen Betriebsspannungen sowie die elektrischen Masseführungen sehr nahe – ohne sich zu vermischen bzw. zu modulieren.

Der AD1955A erzeugt ein analoges Signal aus bis zu 24-Bit-breiten Datenworten und Abtastraten bis zu 192  kHz. Dabei wird er mit 8-facher-Überabtastung für das Digital-Filter betrieben.

Dabei ist nicht zu vergessen, dass es den kompletten Aufbau zweimal gibt. Die beiden Wandler werden jeweils im Monobetrieb mit symmetrischen Ausgängen für höchste Performance betrieben.

Rekonstruktionsfilter

Bricasti M1 USB Filter Linear 8 Bricasti M1 USB Filter Minimum 5

Es ist immer wieder interessant zu erleben, welchen Einfluss Rekonstruktionsfilter im Gesamtklang erzeugen. Der hier verwendete D/A-Wandler besitzt ein implementiertes Standardfilter, welches mit einer achtfach-höheren Abtastrate gegenüber der eingangseitigen Samplerate generiert wird. Dieser Standardfilterverlauf ist heute beinahe bei jedem A/D-Wandler üblich.

Im Gegensatz dazu werden im Bricasti M1 USB eigene Filterverläufe, mit achtfacher „Überabtastung“ (Oversampling) über eine vorbereitete Schnittstelle erstellt.

Zwei Arten von abgestuften Filtervarianten bietet uns der Bricasti M1 USB: Linear Phase und Minimum Phase. Wobei von den beiden mehrere Verläufe zur Auswahl stehen. Die hauptsächlichen Unterscheidungskriterien sind dabei der Amplitudenfrequenzgang und der Phasenfrequenzgang (Bode-Diagramm) des Filters und sein Schwingungsverhalten.

Der Bricasti M1 USB bietet eine Auswahl an mathematischen Modellen zur Filtermodellierung. Dabei handelt es sich um Varianten mit weniger steil- bzw. sehr-steil-abfallenden Frequenzgängen an der Einsatzfrequenz des Filters. Zusätzlich kommt es zu unterschiedlich starken Unterdrückungen der Schwingungsneigungen im Durchlassbereich sowie zur Dämpfung des Signals im Stoppband. Daraus ergeben sich unterschiedliche Klangeigenschaften.

Signalausgang

Nach der Filterung wird der symmetrische Stromausgang des Wandlers mittels hochklassiger Operationsverstärker für den weiteren Signalpfad gestärkt. Darauf folgt das analoge Tiefpassfilter in symmetrischer Ausfertigung.

Für die Interessierten seien hier die Bezeichnungen der OPVs mit AD843KN und TI 3111 genannt. Beide agieren mit hohen Anstiegsgeschwindigkeiten dank ihrer großen „Verstärkungsbandbreite“. Ihre technischen Eigenschaften stellen der Dynamik des Bricasti M1 USB nichts in den Weg.

Diese beiden Stationen sind ebenso prägend für den Klang wie die digitalen Filterfunktionen. Das Tiefpassfilter begrenzt die letzten Oberwellen, die bei der Wandlung entstehen, ohne dabei Klang-färbend zu sein.

Vom Tiefpassfilter geht es mit getrennt aufgebauten Ausgangstufen für den XLR-symmetrischen- sowie den unsymmetrischen RCA-Anschluss weiter. Beide bewahren ein maximales Verhältnis von Nutzsignal gegenüber dem Rauschen und fügen dem Audiosignal so gut wie keine nichtlinearen Verzerrungen hinzu.

Bis zum XLR-Ausgang verläuft der Signalpfad vom Wandler aus komplett symmetrisch. In beiden Ausgangszweigen werden vollkommen unabhängige transistorisierte Ausgangstreiberstufen realisiert.

Somit werden auch unabhängige Ausgabepegel zur Verfügung gestellt, die für die RCA-Anschlüsse über präzise Festwiderstände auf den üblichen HiFi-Pegel eingestellt sind. Für die XLR-Ausgänge kann der Arbeitspegel über Trimmer (Vishay) angepasst werden.

Die Kontrolle des gesamten Ausgangspegels erfolgt auf der digitalen Ebene: völlig frei von Klicks und ohne wahrnehmbare Degradierung der Audioqualität.

Hörtest

Wir haben den Bricasti-M1-Test im Vergleich mit verschiedenen D/A-Wandlern durchgeführt. Am Ende kamen wir immer zum gleichen Ergebnis: Der M1 lieferte von allem ein bisschen mehr: Mehr Fülle im Bass, mehr Bauch in den Gitarren und mehr Plastizität bei Stimmen.

Selbst aus gestandenen Rock-Titeln holte der Bricasti M1 USB noch das letzte Quäntchen heraus. Bässe wurden straff reproduziert, ohne dabei aufzuweichen. Gesangs-Stimmen waren zu jeder Zeit klar verständlich mit sehr sauberem Umgang von harten Konsonanten. Der Digital/Analog-Wandler lieferte dazu tiefe Einblicke in die akustischen Räume, die sich zweifelsfrei beurteilen ließen.

Anschläge filigran gezupfter Gitarrensaiten klangen stets angenehm und lebendig, unabhängig der gewählten Filterart. Doch ist es überhaupt möglich, Unterschiede bei einem digitalen Rekonstruktionsfilter zu hören? Die Antwort lautet definitiv ja, auch wenn die Übergänge zum Teil fließend sind.

Bei der Linear-Phase-Gruppe rückte alles etwas weiter nach vorn. Instrumente erhielten einen leicht helleren Touch, wodurch sie noch knackiger klangen. Der Effekt ließ sich gut verfolgen, als wir uns von der Null-Stellung auf „acht“ vorgearbeitet hatten. Mit jeder Steigerung kam uns die Musik ein kleines Stück weiter entgegen.

In der Minimum-Phase-Einstellung erlebten wir das genaue Gegenteil. Die Filter wirkten im direkten Vergleich etwas weniger Präsent. Räume gingen weiter auf und die Musik trat einen kleinen Schritt zurück. Die Maximal-Einstellung „fünf“ lieferte den größten Raum mit der subjektiv meisten „analogen Wärme“.

Wie immer führt kein Weg daran vorbei, sich sein eigenes Bild von den verschiedenen Klangmodi zu machen. Eine Empfehlung sprechen wir aber trotzdem aus: „Minimum Phase 5“ ist unser Favorit. Das Filter lieferte uns den neutralsten Klangeindruck. Wir empfehlen die Einstellung vor allem für obertonreiche, laute Musik mit kräftigen Schlaginstrumenten wie Rock-Drum-Kits.

Zusammengefasst

Sparen wir uns zum Schluss die großen Worte: Der Bricasti M1 USB ist teuer, keine Frage. Dafür ist er der beste Digital/Analog-Wandler, den wir bisher kennen.

Bricasti M1 Preis: 10.109,05 Euro

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Bricasti M1 USB Test

9.8 Punkte
Design / Verarbeitung10
Aufbau / Einrichtung10
Funktion / Zubehör10
Klang / Preis10
Preis / Leistung9

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