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Buchardt-Audio-S400 Passivmembran vs. Bassreflex: Tiefgang mit Extra-Treiber

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Passivmembran vs. Bassreflex: Tiefgang mit Extra-Treiber

Passivmembranen sind keine neue Erfindung und im Grunde genommen schon so alt wie es Lautsprecher gibt. In jüngster Vergangenheit haben sie allerdings eine Art Revival erfahren und werden immer häufiger als Alternative zu Reflexöffnungen eingesetzt. Was es damit auf sich hat, klären wir in diesem Artikel.

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Passivmembran vs. Bassreflex

Bassreflexlautsprecher

Ein klassischer Lautsprecher mit Reflexöffnung auf der Rückseite

Lautsprecher gibt es in allen erdenklichen Größen und Formen. Der gemeinsame Nenner ist meist eine unbestimmte Anzahl an Treibern, die in einem, wie auch immer geformten Gehäuse sitzen.

Daraus leiten sich zwei Grundkonfigurationen ab: die komplett geschlossenen Boxen und die mit Entlüftungen, den sogenannten Reflexöffnungen.

Die gängigste Variante ist die Bassreflexbox, bei der die verbauten Treiber um eine oder mehrere Öffnungen im Gehäuse ergänzt werden. Bei klassischen Lautsprechern befinden die sich auf der Vorder- oder Rückseite, bei Subwoofern gern auch mal am Boden.

Der Vorteil dieses Konstruktionsprinzips im Vergleich zu einer komplett geschlossenen Box, liegt in der Erhöhung des Wirkungsgrades des Lautsprechers. Dabei wird der Druck von der Rückwärtsbewegung der Membran durch eine Gehäuseöffnung nach Außen geleitet, wodurch sich der Gesamtschalldruckpegel des Lautsprechers erhöht. Statt einer gibt der also zwei Schallwellen aus.

Im Vergleich zu einer Membran im geschlossenen Gehäuse, die immer wieder an ihren Ausgangsort zurückfedert, arbeiten Reflexöffnungen allerdings weniger genau. Mehr Wirkungsgrad bei gleichbleibender Wiedergabetreue verspricht der Einsatz von Passivmembranen.

Passive Treiber im Lautsprecher

Passivmembran im Regallautsprecher

Beispiel eines Lautsprechers mit Passivmembran

Lautsprecher mit Passivmembranen sind Bassreflexkonstruktionen grundsätzlich ähnlich. Beide Varianten haben einen oder mehrere aktiv-angetriebene Treiber verbaut, die elektrisch mit einem Verstärker gekoppelt sind.

Die Gehäuseöffnung der Reflexlautsprecher tauschen Speaker mit Passivmembranen gegen eine oder mehrere Passivtreiber aus. Diese verzichten auf eine elektromagnetische Schwingspule und auf eine Verbindung zum Verstärker.

In jedem Fall sitzen sie in einem geschlossenen Lautsprechergehäuse und werden lediglich durch die rückseitigen Schallwellen der „aktiven“ Membranen in Schwingung versetzt.

Über das Klangergebnis entscheidet die Abstimmfrequenz – entweder schwingt der Passivstrahler „in-“ oder „out of phase“. Bewegen sich beide Treiber in die gleiche Richtung, wirkt das basserhöhend. Bei entgegengesetzter Auslenkung reduziert sich der Bass.

Somit lässt sich der Wirkungsgrad im Bass gezielt erhöhen, ohne die negativen Begleiterscheinungen einer Bassreflexkonstruktion, wie austretende Strömungsgeräusche oder mitschwingende Mittensignale.

Berechtigtes Gegenargument: Lautsprecher mit Reflexport sind oft günstiger in der Konstruktion.

Buchardt Audio S400 Passivtreiber

Die Treiber auf der Vorderseite der Buchardt Audio S400 werden aktiv angesteuert, auf der Rückseite passiv

Ein Beispiel für einen Lautsprecher mit einer verhältnismäßig großen Passivmembran ist der S400 des dänischen Herstellers Buchardt Audio. Auf den Rücken des 36,5 Zentimeter großen Gehäuses packen die Dänen einen passiven Longthrow-Treiber mit 12,7 cm Länge. Die Entwickler fassen die Vorteile der Passivmembran wie folgt zusammen:

  • die Lautsprecher verzichten auf Artefakte, die typischerweise auf Reflexkonstruktionen zurückzuführen sind. Dazu gehören Rauschen, auch als „chuffing“ bezeichnet und Klangkompressionen am Reflexport
  • keine Gehäuseöffnung bedeutet eine leichtere Platzierung der Lautsprecher direkt an der Wand
  • Bassleistung – der Punkt ist subjektiv, aber für Buchardt Audio sind Passivstrahler den Bassreflexkonstruktionen klanglich überlegen
  • Schlussendlich konnten die Dänen die Größe der S400 aufgrund des eingesparten Reflexkanals um 30 % reduzieren

Passivmembranen im Subwoofer

Aktiver Treiber im Subwoofer Aperion Audio Bravus II 12D

Am Boden des Aperion Audio Bravus II 12D sitzt ein aktiver 12-Zoll-Treiber…

Passivmembranen im Subwoofer Aperion-Audio-Bravus-II-12D

…auf der linken und rechten Gehäuseseite jeweils eine Passivmembran

Während der Einsatz von Passivmembranen nennenswerte Vorteile bringt, gibt es noch weitere Varianten von rein aktiv angesteuerten Treibern im geschlossenen Gehäuse.

Bei der Push-Pull-Anordnung sitzen sich zwei mit dem Verstärker verbundene Treiber gegenüber – einer nach außen, der andere nach innen gerichtet. Die beiden Membranen sind phasenverschoben verbunden, sodass sich die eine nach außen bewegt, während die andere nach innen lenkt. Das Prinzip ist häufig in Subwoofern anzutreffen.

Sitzen alle „aktiven“ Lautsprecher auf der Gehäusefront und bewegen sich phasengleich in dieselbe Richtung, handelt es sich um einen klassischen „Direktstrahler“.

Befinden sich die Treiber dagegen auf der Vorder- und Rückseite und bewegen sich „in phase“ vom Magneten weg, handelt es sich um einen „Bipolar-Lautsprecher“.

„Dipolar“ bezeichnet, wenn die Membranen phasenverschoben sind, sich eine auf den Magneten zu und die andere davon wegbewegt. Dieses Konzept kommt beispielsweise im Aperion Audio Bravus II 12D zum Einsatz.

Der Subwoofer kommt mit einem nach unten gerichteten, aktiven 12-Zoll-Treiber. An zwei Gehäuseseiten sitzt jeweils eine leicht nach innen versetzte Passivmembran mit der gleichen Größe. Durch die entgegengesetzte Auslenkung löscht sich deren Kräfteverhältnis aus und sorgt damit für innere Ruhe im Subwoofer und einen stabileren Stand.

Zusammengefasst

Halten wir fest: Bassreflexkonstruktionen und Lautsprecher mit Passivtreibern sind sich sehr ähnlich. Beide erhöhen den Wirkungsgrad. Die Vorteile von Passivmembranen sind die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von der Erhöhung bis zur Absenkung im Bass. Schlussendlich sollte die verwendete Technik aber kein primäres Kaufkriterium sein, entscheidend ist immer noch der Klang.

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